Asiatische Tigermücke
Die Larven der Mücken sind in der Lage, im Salz- sowie im Süßwasser zu leben, unter der Erde, unter Wasser, ja sogar in Schnee und Eis. Die asiatische Tigermücke ist beispielsweise in der Lage, sich unter klimatisch ganz neuen Bedingungen zu verbreiten. Ausgehend von Südostasien, besiedelt sie nun Teile Amerikas, Südeuropas und aller Voraussicht nach auch bald Nordeuropa. Dabei kommt ihr der aktuell stattfindende Klimawandel zugute.
Bei aller Faszination, die diese enorme Anpassungsfähigkeit mit sich bringt, birgt die Mücke auch große Gefahren in sich. Sie ist ein äußerst effektiver Verbreiter von gefährlichen Krankheiten. An erster Stelle ist hier die Malaria zu nennen, an der in weiten Teilen der Welt Millionen von Menschen erkrankt sind, und an der jährlich zwischen zwei und drei Millionen Menschen sterben. Besonders betroffen ist der afrikanische Kontinent. 90% aller Malariafälle treten ausschließlich hier auf. Abgesehen von dem immensen menschlichen Leid, entsteht auch ein großer Schaden für die jeweiligen Volkswirtschaften.
Die Asiatische Tigermücke gehört zur Ordnung der Zweiflügler, zur Unterordnung der Mücken, zur Familie der Stechmücken, zur Gattung Aedes, zur Untergattung Stegomyia, zur Art asiatische Tigermücke.
Diese Mückenart ist ursprünglich in den Subtropen und südostasiatischen Tropen beheimatet. Sie gilt als einer der Hauptüberträger von Dengue-Fieber und Chikungunya.
In den letzten Jahren ist diese Art auch auf andere Kontinente verschleppt worden und verbreitet sich nun unter anderem in Nordamerika aber auch in Europa. Der Weiterverbreitung außerhalb ihrer angestammten Siedlungsgebiete leistet auch die Klimaerwärmung enormen Vorschub. Es ist abzusehen, dass sich die Asiatische Tigermücke in den nächsten Jahrzehnten noch in weiteren Regionen der Erde ansiedelt.
Die Asiatische Tigermücke wird fast 10 mm groß
Die Asiatische Tigermücke erreicht eine Größe zwischen 2 und 10 mm. Die Größenunterschiede werden durch die Gesamtanzahl der Larven und den Nährstoffgehalt des Brutgewässers hervorgerufen. Die Weibchen sind in der Regel etwa 20% größer als die Männchen. Männchen und Weibchen sind auch dadurch zu unterscheiden, dass die Fühler und Antennen der Männchen etwas buschiger gestaltet sind.
Diese Aedes-Art ist auffällig schwarzweiß gemustert. Ein Umstand, der schon bei der Namensgebung Berücksichtigung fand. Die Beine und die Füße der Mücke wirken schwarz-weiß gestreift, dies kommt durch weiße Schuppen zustande, die an der Basis eines jeden Beinsegments sitzen.
Auf dem schwarzen Rücken ist in Längsrichtung ein weißer Streifen zu sehen, der sich auf dem Kopf beginnend, über die ganze Länge des Rückens erstreckt.
Die Tigermücke wird auch immer wieder mit der, auch Ringelmücke genannten, Culiseta annulata verwechselt, da beide Mückenarten an den Beinen die typisch schwarz-weiße Ringelung aufweisen. Allerdings fehlt bei der Ringelmücke der weiße Rückenstrich. Im Mittelmeerraum gibt es außerdem die Aedes cretinus, die der Asiatischen Tigermücke zum Verwechseln ähnlich sieht, und auch zur selben Untergattung gehört. Bei der Aedes cretinus gabelt sich jedoch der Rückenstrich kurz vor den Hinterleib auf. Zusätzlich befinden sich am Hinterleib, links und rechts der Hauptlinie, noch zwei kleine weiße Linien.
Asiatische Tigermücke fühlt sich bei Menschen wohl
Die Aedes albopictus ist eine Mückenart, die sich in der Nähe des Menschen sehr wohl fühlt. Man findet sie in und in der Nähe von Dörfern, sowie in den Wohnungen und Häusern der Menschen.
Während der Zeit der Eiablage produziert ein Weibchen zwischen 40 und 90 Eiern. Während des gesamten Lebenszyklus einer Mücke beträgt die Gesamtzahl der gelegten Eier etwa 300. Im Gegensatz zu vielen anderen Mückenarten, legt die asiatische Tigermücke ihre Eier nicht gesammelt an einer Stelle, sondern einzeln an verschiedenen Plätzen ab.
Bei der Wahl ihrer Brutplätze ist die Mücke außerordentlich flexibel. In Frage kommen Blattachseln von Pflanzen, kleinste Wasseransammlungen in Astlöchern, verstopfte Regenrinnen, Blumenvasen oder andere mit Wasser gefüllte Behältnissse. Besonders gern werden im Freien gelagerte, alte Autoreifen genutzt, mit denen die Mücke auch ihre Reise nach Nordamerika angetreten hat. Die etwa 0, 5 mm langen Eier der Tigermücke sind in der Lage, monatelang ohne Wasser aus zu kommen. Oftmals werden sie von den Mücken auch in ausgetrocknete Behältnissse abgelegt. Füllen sich diese Behälter dann durch Regen mit Wasser, löst dies den Schlüpfvorgang der Larven aus. Nach etwa 5 bis 10 Tagen werden aus den Larven Puppen. Diese sind bereits beweglich und verbleiben während ihrer Entwicklung im Wasser. Nach etwa 2 bis 3 Tagen ist der Verpuppungsvorgang abgeschlossen, und der ganze Zyklus beginnt von vorn.
Nur die Weibchen saugen Blut
Wie auch bei allen anderen Stechmückenarten, saugen ausschließlich die Weibchen der Aedes albopictus Blut, das sie für die Ausbildung der Eier benötigen. Außerhalb dieser Zeit ernähren sich die Weibchen, ebenso wie die Männchen, von Nektar und süßen Pflanzensäften. Sind die Weibchen auf der Suche nach einem Wirt, orientieren sie sich dabei an Kohlendioxid des Atems und den Körpergerüchen, die der Mensch beispielsweise durch Schwitzen verursacht. Eine Besonderheit der Asiatischen Tigermücke ist, dass sie tagsüber sticht. Das bedeutet, dass ihre Wirte wach und aktiv sind. Einerseits ist die Tigermücke durch diesen Umstand gezwungen, besonders vorsichtig zu sein, andererseits macht gerade dieser Umstand sie auch besonders hartnäckig. Blutmahlzeiten müssen des Öfteren abgebrochen werden, ohne dass die Mücke, die für die Eiablage notwendige Mindestmenge an Blut, zu sich genommen hat. Dieser Umstand zwingt die Mücke dazu, mehrere Wirte zu stechen, was sie wiederum zu einem äußerst effizienten Krankheitsüberträger macht.
Da die Mücke sich bei der Auswahl ihrer Wirte nicht nur auf den Menschen beschränkt, sondern auch Haustiere, Vieh und Geflügel sticht, wird sie zu einem so genannten Brückenvektor. Das bedeutet, dass die asiatische Tigermücke Krankheiten von Tieren auf Menschen übertragen kann und umgekehrt. Ein Fall für das Überspringen von Krankheitserregern über Artengrenzen ist das West-Nil-Virus.
Wie schon weiter oben erwähnt, ist die Aedes albopictus ursprünglich in den Tropen und Subtropen zu Hause. In den letzten Jahren hat sie jedoch bewiesen, dass sie sich erfolgreich an kühlere Lebensräume anpassen kann. Während sie in den Tropen ganzjährig aktiv ist, überwintert sie in den etwas kälteren Lebensräumen als Ei. Sie ist dabei in der Lage, auch Minusgrade und Schnee zu ertragen. Erwachsene Tigermücken können aber auch, bei entsprechenden Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel in Viehställen, als voll ausgebildete Mücken den Winter überstehen.
Ursprünglich stammt die Tigermücke aus Südostasien. Anfangs der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, bevölkerte sie bereits weite Teile Asiens, des Indischen Ozeans und des Pazifiks.
Asiatische Tigermücke auch in Europa
In Europa wurde die Asiatische Tigermücke erstmals 1979 beobachtet, als sie wahrscheinlich mit Warenlieferungen aus China, nach Albanien eingeschleppt wurde. Anfang der 90er-Jahre gelangte sie mit gebrauchten Autoreifen von den USA aus nach Italien und hat sich dort auf dem gesamten Festland, sowie auf Sizilien und Sardinien verbreitet. Seit 1999 ist sie in Südfrankreich bekannt, und seit dem Jahr 2002 auch auf der Insel Korsika. Von dort aus verbreitete sie sich in Belgien, Montenegro, in der südlichen Schweiz, in Spanien, in Kroatien, den Niederlanden und Slowenien. Im Jahr 2007 wurden Eier der Mücke in Baden Württemberg und in der nordalpinen Schweiz gefunden. Es ist abzusehen, dass die Tigermücke sich in den nächsten Jahren über das ganze Nordeuropa verbreiten wird. Die Mücke ist außerdem noch in Nordamerika, in Brasilien und Argentinien, sowie im südlichen und westlichen Afrika gefunden worden.
Die weltweite Verbreitung der Mücke erfolgt in erster Linie über den Seeweg. Eier, Larven, beziehungsweise Puppen der Mücke überwinden große Distanzen in mit Wasser gefüllten gebrauchten Autoreifen, an Schnittblumen, aber auch in anderen Versandbehältern.
In einigen Regionen der Erde konnte beobachtet werden, dass die Aedes albopictus teilweise andere Mückenarten verdrängt hat. So waren in Kalkutta in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die Malariamücken der Gattung Anopheles und die Gelbfiebermücken (Aedes aegypti) erfolgreich mit DDT bekämpft worden. Schon kurze Zeit später waren die Eiablageplätze von der Asiatischen Tigermücke besiedelt. Der Grund für diesen Vorteil dürfte darin liegen, dass in Indien überwiegend die Innenwände der menschlichen Behausungen mit dem Pestizid behandelt wurden. Da die Asiatische Tigermücke sich überwiegend im Umkreis dieser Behausungen aufhält, wurde sie von der Vernichtungsmaßnahme weniger betroffen. Allerdings ist diese Erklärung nicht ganz schlüssig, da beispielsweise in Florida die Gelbfiebermücke von der Asiatischen Tigermücke auch ohne menschliche Unterstützung zurückgedrängt werden konnte.
Die Asiatische Tigermücke verdrängt die heimische Stechmücke
In Europa besteht diese Verdrängungssituation wahrscheinlich nicht, da die hier beheimatete Gemeine Stechmücke und die Hausmücke, neben einigen Unterschieden in der Biologie, andere Eiablageplätze bevorzugen und auch kälteresistenter sind. Die Asiatische Tigermücke wird aus oben genannten Gründen in Europa wahrscheinlich eine völlig neue Nische abdecken. Dies bedeutet aber auch, dass die alteingesessenen Arten, einer Verbreitung der Aedes albopictus nicht entgegenstehen.
Wie bereits oben schon angeschnitten, ist die Asiatische Tigermücke ein äußerst effizienter und gefährlicher Überträger von Viren. Sie gilt als Hauptüberträger der Viren des West-Nile-Virus, des Gelbfiebervirus, der St.-Louis-Enzephalitis, des Dengue-Fiebers sowie des Chikungunya Fiebers.
Die Aedes albopictus ist wegen ihrer Fortpflanzungsbiologie und ihrer enormen Anpassungsfähigkeit sehr schwer zu bekämpfen und zu kontrollieren. Hat sich die Mücke erst einmal in einer Region etabliert, ist eine Ausrottung äußerst unwahrscheinlich.
Aus diesem Grund ist es außerordentlich wichtig, eine Verbreitung und Etablierung zu verhindern. Dazu ist eine Überwachung möglicher Einfallswege nicht zu umgehen. Dazu gehört die Überwachung von Häfen, Lagerhäusern, in denen importierte Waren gelagert werden, aber auch Flughäfen und Bahnhöfe.
Neben der Kontrolle möglicher Einfallswege, ist auch die Kontrolle möglicher Eiablageplätze oder das Aufstellen von Mückenfallen ein effizienter Weg, um die Verbreitung der Asiatischen Tigermücke festzustellen und auch um zu prüfen, ob und mit welchen Krankheitserregern die Mücken behaftet sind.
Vertreibung der Asiatischen Tigermücken nicht mehr möglich
Um eine Etablierung der Asiatischen Tigermücken außerhalb ihrer angestammten Verbreitungsgebiete zu verhindern, sind folgende Möglichkeiten anzuwenden. Wichtig ist die Verminderung von möglichen Eiablageplätzen. Alle mit Wasser gefüllten Behälter, die dafür in Frage kommen, sind zu entleeren und idealer Weise um zu drehen. Dazu zählen zum Beispiel Blumenvasen oder Pflanzenuntersetzer. Ist ein Entleeren der oben genannten Behältnisse nicht möglich, so sind dem Wasser Insektizide oder larvenabtötende Substanzen beizufügen. Andere Vertiefungen, zum Beispiel Astgabelungen oder Astlöcher von Bäumen, die sich mit Wasser füllen können, sind mit Sand oder feinem Kies gefüllt, als Eiablageplatz für die Mücken nicht mehr zu benutzen. Es ist auch angeraten, den größeren Umkreis der Fundstelle der Asiatischen Tigermücke, mit Insektiziden zu behandeln.
Um eine Etablierung der Asiatischen Tigermücke wirkungsvoll und nachhaltig zu verhindern, ist eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit notwendig, um die Bevölkerung für die oben genannten Tatsachen zu sensibilisieren.
Hier sind noch einige Aedes-Arten aufgelistet, zu denen noch keine Beschreibungen existieren:
Aedes mariae, Aedes pullatus, Aedes punctor, Aedes leucomelas, Aedes annulipes (seit neuerem Ochlerotatus annulipes), Aedes cantans (seit neuestem Ochlerotatus cantans), Aedes cinereus, Aedes rossicus, Aedes geniculatus
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