Skip to main content

Chironomidae – Zuckmücken

Zuckmücken gehören zur Überklasse der Sechsfüßer, zur Klasse der Insekten, zur Unterklasse der Fluginsekten, zur Ordnung der Zweiflügler und zur Familie der Zuckmücken.

Weltweit gibt es etwa 5000 Arten dieser Insektengruppe, etwa 570 von ihnen leben in Deutschland. Zuckmücken erreichen eine Körpergröße zwischen 2 und 14 mm. Zuckmücken sind schlank und filigran gebaut und besitzen eine weiche Haut. Da diese Mückenfamilie kein Blut saugt, sind die Mundwerkzeuge entsprechend gebaut und bei vielen Arten vollständig zurück gebildet. Die Antennen, sind ähnlich wie bei der Büschelmücke, stark behaart. Dies ermöglicht die Wahrnehmung selbst feinster Schwingungen in der Luft. Die Brust der Mücke ist hoch, gewölbt und die Flügel, mit Ausnahme einiger Arten, sehr gut ausgebildet.

Ihren Namen hat die Mückenfamilie von den permanent zuckenden Vorderbeinen erhalten. Diese Zuckbewegungen werden auch in Zeiten der Ruhe fortgesetzt. Warum die Mücke sich so eigentümlich verhält, ist bis jetzt nicht geklärt.

Chironomidae – Zuckmücken sind Allround-Mücken

Diese Mückenfamilie gehört zu den Allroundern unter den Mücken. Sie sind extrem anpassungsfähig und können sogar auf Ozeanen und in der Antarktis überleben. Zuckmücken ernähren sich in erster Linie von Pflanzensäften und Nektar.

Um sich zu paaren, bilden die Mücke große Schwärme. Diese können eine so immense Größe und Dichte erreichen, dass sie an Rauchwolken erinnern. Es ist mehrfach vorgekommen, dass im Verbreitungsgebiet der Zuckmücken, durch diese Schwärme, ein Brandalarm ausgelöst wurde. Diese Schwärme treten vorwiegend bei Windstille oder schwachen Wind auf und bestehen zum größten Teil aus Männchen. Bei einigen Arten auch aus beiden Geschlechtern, wobei sich Männchen und Weibchen in unterschiedlicher Höhe aufhalten. Wie beide Geschlechter innerhalb des Schwarms zueinander finden, ist noch nicht endgültig geklärt.

Vermutlich orientieren sich die Weibchen mit den Augen und fliegen in den Schwarm der Männchen hinein. Die Männchen stürzen sich auf das Weibchen und beginnen bereits in der Luft mit der Kopulation, die dann am Boden vollendet wird. Bei einigen Arten erfolgt dieser Vorgang ausschließlich in der Luft, bei anderen Arten ausschließlich am Boden. Gelegentlich kommt es vor, dass Weibchen in einem artfremden Mückenschwarm einfliegen. Um zu vermeiden, dass es zu Vermischungen zwischen den Arten kommt, sind die Geschlechtsorgane der Mücken so gestaltet, dass nur Art mit Art zusammenpasst.

Zuckmücken beginnen direkt nach der Paarung mit er Eiablage

Unmittelbar nach dem Paarungsakt beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Diese erfolgt vorwiegend in der Dämmerung oder in der Nacht. Die Art der Eiablage ist innerhalb dieser Mückenfamilie, von Art zu Art unterschiedlich. Manche Arten werfen Eiballen über dem Wasser ab, während andere den feuchten Boden in Uferbereichen bevorzugen. Einige Arten bevorzugen fließende, andere stehende Gewässer. Die Eier werden oft an Gegenstände, in Höhe des Wasserspiegels, befestigt.

Die Larven der Zuckmücken sind vom äußeren Erscheinungsbild sehr gleichförmig aufgebaut. Sie sind schlank und wurmförmig mit einer so genannten Kopfkapsel. Typisches Zeichen dieser Art ist die mit Zähnen ausgestattete, Labium genannte, Unterlippe sowie die kräftigen Mundwerkzeuge. Anhand dieser ist auch eine artgenaue Bestimmung der Larven möglich. Der Körper besteht aus insgesamt zwölf Segmenten, von denen neun Hinterleibssegmente sind.

Am ersten Brustsegment befinden sich ein paar Stummelfüße, die zusammen mit einem am letzten Hinterleibssegment angebrachten Nachschieber, die Fortbewegung ermöglichen. In schnellen Gebirgsbächen kann dieser Nachschieber durch eine Art Saugnapf ersetzt sein. Dieser bietet dann noch zusätzlichen Halt in der Strömung.

Die Larven atmen ausschließlich über die Haut. In sehr sauerstoffarmen Gewässern führen die Larven schlangenähnliche Bewegungen aus, die einen Wasserstrom um den Körper erzeugen, und somit die Sauerstoffaufnahme erleichtern. In besonders sauerstoffarmen Gewässern verfügen die Larven über den Blutfarbstoff Hämoglobin, um noch effektiver Sauerstoff aus dem Wasser entnehmen zu können. Einige Arten kommen eine gewisse Zeit auch vollständig ohne Sauerstoff aus.

Zuckmückenlarven kommen im Wasser vor

Zuckmücken werden aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Lebensweise in landlebende und wasserlebende Arten unterschieden, die weitaus größere der Zuckmückenlarven kommt jedoch im Wasser vor. Viele Arten verfügen über eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit. Sie leben sowohl im Süßwasser, als auch um hochkonzentrierten Salzwasser. Man findet sie im tiefen Wasser, im Uferbereich, in Thermalquellen mit bis zu 51° C Temperatur, in schnell fließenden Gewässern, aber auch in Gletscherseen sowie im Mineralquellen.

Bestimmte Arten überstehen sogar Frost oder längeres Austrocknen der Brutgewässer. Terrestrisch lebende Arten ernähren sich überwiegend von verrotteten Pflanzenresten, während wasserlebende Arten sich von Schwebeteilchen und Kieselalgen ernähren. Dazu bedienen sie sich eines Gespinstes, das mit den Speicheldrüsen gebildet wird. Dieses Netz fängt Schwebestoffe im Wasser ein und wird im Rhythmus von etwa zwei Minuten vollständig von den Mückenlarven verspeist und wieder neu ausgebildet.

Andere Arten ernähren sich von den Puppenhüllen anderer Mückenarten und wieder andere Arten ernähren sich von Schwämmen oder leben schmarotzend auf Wasserschnecken. Wieder andere Arten heften sich an die Larven von Eintagsfliegen, saugen deren Körperflüssigkeiten und verpuppen sich auch dort.

Zuckmücken auch an Land und auf Wiesen

An Land lebende Arten haben sich unterschiedlichste Lebensräume erobert. Man findet sie beispielsweise in Ritzen des Straßenpflasters, in Wiesen- und Waldböden, in feuchten manchmal sogar überschwemmten Moospolstern, sowie in Dung, aber auch in Uferwiesen. Es gibt sogar Arten, die temporär zwischen Wasser- und Landleben wählen.

Ähnlich wie bei den Larven, sind auch die Puppen sehr ähnlich aufgebaut. Immer nach vier Larvenstadien beginnt die Verpuppung. Die Puppen sind frei beweglich und besitzen Atemhörner mit einer Verbindung zum Tracheensystem zur Sauerstoffaufnahme. Mit diesen Atemhörnern hängen sie an der Wasseroberfläche. Mit einem Haarfächer, der sich am letzten Hinterleibssegment befindet, hängen sie an der Wasseroberfläche. Bei Störungen lassen sie sich in die Tiefe sinken.

Da die Zuckmücken nur über einen begrenzten Flugradius von etwa einem Kilometer verfügen, mussten sie Strategien entwickeln, um sich auf größere Gebiete verbreiten zu können. Vögel sind hierfür unentbehrliche Helfer. Sie fressen die Mückenlarven, die den Gang durch den Verdauungstrakt der Vögel unbeschadet überstehen. Über die Effektivität dieser Verbreitungsmethode muss kein weiteres Wort verloren werden.

Zuckmücken können das Wetter vorhersagen

Zuckmücken eigenen sich hervorragend zur kurzfristigen Wettervorhersage. Die Flughöhe der Schwärme ist abhängig vom Luftdruck, der Temperatur und den Lichtverhältnissen. Bei warmen und windstillen Wetter, sowie mäßiger Sonneneinstrahlung werden von einigen Arten sehr hohe Flughöhen erreicht, wobei auch thermische Aufwinde genutzt werden. Ein Antreffen dieser Schwärme, bei genannten Witterungsbedingungen, in Höhen von 100 Meter ist keine Seltenheit. Bei regnerischem Wetter, kühlen Temperaturen und stärkerem Wind bleiben die Zuckmücken eher in Bodennähe.
Schwalben ernähren sich in erster Linie von diesen Insekten. Anhand der Flughöhe der Schwalben kann man nun ablesen, wie sich das Wetter in den nächsten Stunden wickeln wird. Dieser Effekt ist auch in Deutschland bei den Vögeln zu beobachten, wenngleich hier andere Insektenarten ausschlaggebend sind.