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Tularämie Beschreibung

Die Tularämie wird auch als Hasenpest bezeichnet, da das Beschwerdebild, dem der Pest ähnlich ist. Andere Namen für diese Krankheit sind Nagerpest, Lemmingfieber, Parinaudkrankheit und Hirschfliegenfieber. Die hoch ansteckende Erkrankung wird durch das Bakterium Francisella tularensis ausgelöst und von wild lebenden, kleinen Säugetieren wie Ratten, Hasen, Mäusen und Wildkaninchen übertragen. Tularämie ist auf den Menschen übertragbar und führt, je nach Eintrittsstelle des Erregers, zu unterschiedlichen Krankheitsverläufen. Die Erkrankung kommt in allen nördlichen Ländern, zum Beispiel Skandinavien, Kanada, Russland, Japan, USA und China, vor. In Europa wurde zuletzt im Jahre 2000 im Kosovo ein Ausbruch der Tularämie bekannt. In Deutschland tritt die Erkrankung nur noch in Einzelfällen auf. Der letzte Fall wurde 2005 im Landkreis Darmstadt registriert, als sich neun Jäger beim Ausnehmen von erlegten Hasen infiziert hatten. Nach dem neuen Infektionsschutzgesetz aus dem Jahre 2001, ist der Nachweis des Erregers meldepflichtig.

Tularämie Ursachen

Der Erreger der Tularämie ist das Bakterium Francisella tularensis, das manchmal auch als Pasteurella tularensis bezeichnet wird. Das stäbchenförmige Bakterium kann durch Wärme über 60° Celsius zerstört werden, gegen Kälte ist es jedoch resistent. Der Erreger kann in gefrorenem Hasenfleisch über drei Jahre überleben. Der Mensch kann sich über verschiedene Wege mit der Tularämie infizieren. Hier kommt der Verzehr von unzureichend erhitztem, infizierten Fleisch in Frage. Auch der direkte Kontakt mit einem infizierten Tier, zum Beispiel beim Ausnehmen eines Hasen, unterliegt einem erhöhten Risiko. Die Tularämie wird jedoch auch durch Mückenstiche, Zecken- oder Flohbisse übertragen. Auch der Biss oder das Kratzen eines erkrankten Tieres kann einen Menschen infizieren. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist theoretisch möglich, bis jetzt sind jedoch keine Fälle bekannt. Der Erreger wurde bereits in kleinen Säugetieren, wie Ratten, Mäusen, Hasen, Kaninchen und Eichhörnchen, gefunden. In der Umwelt kann der Erreger ebenfalls im Wasser oder der Erde überleben. Die Tiere infizieren sich entweder durch den Kontakt mit einer verunreinigten Umgebung oder durch blutsaugende Parasiten wie Fliegen, Mücken, Zecken und Flöhe. Francisella tularensis kann in zwei verschiedene Varianten unterteilt werden. Francisella tularensis biovar tularensis gilt als hoch ansteckend und weist unbehandelt eine hohe Sterblichkeitsrate auf. Dieser Typ tritt besonders in Nordamerika auf und ist für seinen gefährlichen Verlauf bekannt. Der zweite Typ Francisella tularensis biovar holarctica gilt als weniger ansteckend, kann jedoch ebenfalls schwere Krankheitsbilder hervorrufen.

Tularämie Symptome

Je nach Eintrittsstelle, Erregerart und Infektionsdosis können folgende Symptome auftreten: Die glanduläre Tularämie ist eine drüsenartige Erkrankung, bei der keine Eintrittsstelle der Erreger zu erkennen ist. Hier kommt es zu einer Lymphknotenschwellung. Die okuloglanduläre Tularämie wird auch als Parinaud-Konjunktivitis bezeichnet. Hier ist der Erreger in die Bindehaut des Menschen eingetreten. An der Eintrittsstelle bildet sich ein kleines, gelbes Knötchen. Die Lymphknoten am Hals und Ohr sind geschwollen. Hinzu kommt eine schmerzhafte Bindehautentzündung. Bei der oropharyngealen Tularämie sind die Erreger über die Mundschleimhaut eingetreten. In der Mundhöhle und im Rachen bilden sich Geschwüre und die umliegenden Lymphknoten sind geschwollen. Begleitend tritt eine Rachen- oder Mandelentzündung auf. Bei der thorakal/pulmonalen Tularämie sind die Erreger durch das Blut oder durch das Einatmen in den Körper gelangt. Hier sind die Organe im Brustkorb betroffen. Die thorakale Form der Hasenpest betrifft bevorzugt die Lunge und äußert sich durch eine Lungenentzündung. Die Betroffenen haben Husten, Auswurf, Luftnot und Schmerzen im Brustkorb.
Bei der abdominellen Tularämie sind die Erreger über den Blutweg oder das Einatmen in den Körper gelangt. Diese Form der Erkrankung tritt gehäuft auf bei Labor-Mitarbeitern oder Personen, die Kontakt mit Schlachttieren haben. Der Verlauf ist besonders schwer. Die Leber und Milz sind geschwollen und wird von Bauchschmerzen und Durchfall begleitet. Das Krankheitsbild ist ähnlich wie bei Typhus. Die ulzeroglanduläre Tularämie ist die häufigste Form der Hasenpest. Sie beginnt mit einem plötzlichen Fieberanstieg. An der Eintrittsstelle der Erreger bilden sich Geschwüre, die Lymphknoten sind eitrig entzündet. Die intestinale Tularämie ist die seltenste Form der Erkrankung. Sie wird wahrscheinlich durch den Verzehr von infiziertem Hasenfleisch übertragen, welches nicht ausreichend erhitzt wurde. Hier sind die Symptome Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen.

Diagnose

Die Diagnosestellung der Tularämie erfolgt zunächst über das Hautbild und die Lymphknotenschwellungen. Da das Krankheitsbild häufig dem eines grippalen Infektes gleicht, bleibt die Tularämie oftmals unerkannt. In diesem Fall heilt sie selbstständig aus. Ein direkter Erregernachweis durch Anzucht aus Blut, Abstrichen und Biopsien ist sehr schwierig. Da es sich um einen hochinfektiösen Erreger handelt, dürfen diese Untersuchungen nur in speziellen Labors mit hoher Biosicherheitsstufe durchgeführt werden.

Therapie

Zur Behandlung der Tularämie werden Antibiotika eingesetzt. Am Häufigsten kommt Streptomycin zum Einsatz. Aber auch andere antibiotische Medikamente wie Gentamicin, Doxycyclin oder Ciprofloxacin kommen zum Einsatz.

Verlauf

Wird die Tularämie nicht behandelt, liegt die Sterblichkeitsrate bei über 30%. Durch die rechtzeitige Behandlung mit einem Antibiotikum, treten kaum noch Todesfälle auf. Bei der abdominellen Tularämie, deren schwerer Verlauf typisch ist, kann es trotz Behandlung zu einer Sterblichkeitsrate von 5% kommen. Bei Patienten, die die Tularämie überstanden haben, besteht lebenslange Immunität gegen den Erreger.

Vorbeugen

Es ist ein Lebendimpfstoff gegen die Hasenpest vorhanden, der allerdings nicht in Deutschland verfügbar ist. Dieser wird nur in Risikogebieten in Russland eingesetzt. Personen, die zu den Risikogruppen (Jäger, Metzger, Waldarbeiter, Tierärzte, Wildbrethändler und Laboranten) gehören, können sich selber vor der Erkrankung schützen, indem sie folgende Verhaltensregeln befolgen. Sie sollten mit verdächtigen Tieren besonders vorsichtig umgehen. Beim Umgang mit Wildtieren sollten immer Einmalhandschuhe getragen werden. Bei der Verarbeitung von Wildtieren sollten staubdichte Atemschutzmasken getragen werden. Nutztiere sollten nicht unkontrolliert importiert werden.