West-Nil-Virus
Mückenstich: Deutsche Forscher untersuchen West-Nil-Virus
2012 erlebte die USA einen West-Nil-Fieber-Ausbruch. Dabei mussten über 200 Amerikaner ihr Leben lassen. Auch in Südeuropa starben Menschen. Deutsche Forscher stellen sich nun die Frage, ob auch deutsche Mücken das tödliche Virus übertragen können.
Während in den USA das West-Nil-Virus flächendeckend verbreitet ist, befürchten die Forscher auch in Deutschland eine Ausbreitung. Wie verheerend eine solche Verbreitung wäre, zeigen die Zahlen aus Amerika: Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde hatten sich über 5.400 Menschen in 48 US-Bundesstaaten mit dem Virus infiziert, 243 Personen starben. Hinweise auf die Infektion sind grippeähnliche Symptome wie Fieber, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen. Die Symptome werden von vielen nicht als Gesundheitsrisiko wahrgenommen. Im schlimmsten Fall droht den Infizierten eine lebensgefährliche Entzündung des Gehirns bzw. der Hirnhaut.
In Amerika konnte sich das Virus gut ausbreiten, da eine spezielle Mückenart, die sowohl Menschen als auch Vögel sticht, die Übertragung begünstigte. Die Mücken stammen aus der sogenannten Culex-Gattung, die in Deutschland bisher noch kaum entdeckt wurde. Der Klimawandel führt aber dazu, dass in deutschen Gebieten vermehrt Mückenarten gesichtet werden, die ursprünglich aus südlicheren Regionen stammen.
Um zu überprüfen, ob die Culex-Gattung auch in Deutschland vorkommt, werden derzeit die heimischem Mücken genauer unter die Lupe genommen: Die Wissenschaftler vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) suchen eine Antwort auf die Frage, ob auch Stechmücken in Deutschland das West-Nil-Fieber übertragen können. Dazu wurde zuallererst ein neuartiger Gentest erstellt.
Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Culex-Arten, wobei ein Teil vor allem Vögel und ein anderer eher Menschen sticht. Die verschiedenen Arten können auf den ersten Blick nicht auseinandergehalten werden, sie unterscheiden sich nur in einem Gen. Anhand von Erbgut von 17.000 Mücken aus den Sommern 2001 und 2012 überprüften die BNI-Forscher die Verbreitung der Culex-Mücken in Deutschland. Die Ergebnisse sollen auch in einen Mückenatlas einfließen, der die Verbreitung der Mücken und das hiermit verbundene Infektionsrisiko widerspiegelt.
Des Weiteren haben die BNI-Forscher zahlreiche Mücken im Labor mit dem West-Nil-Virus infiziert. Die Kernfrage ist hierbei, inwieweit die Erreger in den Mücken überleben und sich vermehren können. Falls sich die Viren tatsächlich vermehren, können die Insekten sie möglicherweise auf andere übertragen. Für die Versuche bekamen die Mücken ein Gemisch aus Fruktose, Blut und Viren auf eine Watte geträufelt. Nach einigen Tagen wurde ein Teil der Mücken zerkleinert, so dass Flüssigkeit übrig bleibt, in der sich die Viren befinden müssten. Drei Wochen später untersuchten die Wissenschaftler weitere Mücken, um zu sehen, ob sich die Viren weiter vermehrt haben.
Noch möchte die BNI keine genaue Aussage bezüglich der Virenvermehrung treffen. Für exakte Ergebnisse müssten demnach viele weitere Stechmücken untersucht werden. Die Wissenschaftler möchten daher das Ende des Winters und den Beginn der Mücken-Saison abwarten.
Um sich vor Mückenstichen zu wappnen, raten die Wissenschaftler in der sommerlichen Abenddämmerung das Sitzen auf der Terrasse zu vermeiden, helle Kleidung zu tragen und engmaschige Fliegengitter an den Türen anzubringen. Weitere Tipps zum Umgang mit Mücken findet man beispielsweise auf Frag-mutti.de: Mückenabwehrmittel wie Repellents empfehlen sich besonders für den abendlichen Aufenthalt im Freien oder im Urlaub.
In Deutschland gibt es bislang nur eingeschleppte Krankheitsfälle ausgelöst durch das West-Nil-Virus. Die Patienten haben sich bei Reisen in andere Länder wie Ägypten, Tunesien oder Korfu mit dem Fieber angesteckt.